[Rezension] 14 Minuten: Gelogene Wahrheit - Sarah Lyu

Anna | Sonntag, 16. August 2020
Vielen Dank an den magellan-Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars. ♥




14 MINUTEN - GELOGENE WAHRHEIT
Deutsche Ausgabe
Seiten: 395
Erschienen: Juli 2020
Gebunden: 18,00€
Band: Einzelband
Verlag: magellan





KLAPPENTEXT


Alles, was Remy weiß: Jack, ihre große Liebe, ist tot. Erschossen. Und ihre beste Freundin hat abgedrückt. Wieso? Egal, wie sehr Remy sich auch anstrengt, sie kann sich an die entscheidenden 14 Minuten dieser Nacht einfach nicht erinnern.

14 Minuten, die alles verändert haben.
14 Minuten, die alles auf den Kopf stellen.
Wem kann Remy noch glauben, wenn nicht einmal sich selbst?

COVER


Es ist irgendwie so ganz anders als Jugendbücher mit vergleichbarer Handlung, und doch irgendwie so ähnlich. Mir gefällt das Motiv der Stoppuhr auf dem Cover und auch, dass das Mädchen gesichtslos bleibt. Den Untertitel finde ich ehrlich gesagt sogar passender als den "richtigen" Titel.

MEINE MEINUNG


Das Buch beginnt am 353. Tag. Es ist also 352 Tage her, dass Remy und Elise sich kennengelernt haben. Und an diesem 353. Tag ist das Unglück geschehen: Jack wurde erschossen - von Elise. Das Buch beginnt direkt nach dieser Tragödie. Remy wird zu ihren Eltern gebracht, die schon eine Anwältin für sie kontaktiert haben. Remy und die Anwältin unterhalten sich über das, was vorgefallen ist, und hier wurde ich zum ersten Mal stutzig. Remy erzählt ihr, was passiert ist, und später erzählt sie der Richterin absichtlich eine Lüge. Im Klappentext jedoch steht, dass sie sich gar nicht an den Tathergang erinnern kann, wie kann sie also absichtlich lügen, um ihre Freundin Elise zu beschützen? Das Ganze klärte sich dann auf Seite 200 auf. Seid also nicht auch so verwirrt wie ich, der Klappentext stimmt, auch wenn man es als Leser erst einmal nicht wirklich nachvollziehen kann.

Die Geschichte wird dann chronologisch erzählt, vom ersten Tag an, an dem Remy Elise auf einem Schulball kennen lernte. Immer wieder wird die chronologische Erzählung unterbrochen, um an Tag 353 und der Anhörung bei der Richterin weiterzumachen. Diese Erzählweise hat für mich unglaublich gut funktioniert und die Geschichte wirklich gut getragen. Zudem war es sehr deutlich gekennzeichnet, wenn es Zeitsprünge gab, sodass keine Verwirrung aufkommen konnte.

Remy, die Protagonistin, stammt aus einer recht kaputten Familie. Ihre Mutter und ihr Vater streiten sich ständig, es wurde oft mit der Scheidung gedroht, doch letztendlich nie durchgezogen. Ihr Bruder ist das Vorzeigekind: Schulsprecher, Klassensprecher, Sportler, und hat nicht zuletzt gute Noten, besucht bald ein Elitecollege. Remy ist das komplette Gegenteil ihres Bruders. Die beiden reden schon seit Längerem nicht mehr wirklich miteinander und die Verteilung der Teams scheint klar zu sein: Christian und die Mutter; Remy und der Vater. Freundinnen bringt Remy nie mit nach Hause, da sie sich für ihre kaputte, sich ständig streitende Familie schämt.

Auf einem Schulball lernt sie nun Elise kennen, nachdem sie von ihrem Freund verlassen wurde. Elise, die in der Braut aus Kill Bill ihr Vorbild sieht, und der Rache und Gerechtigkeit wichtig sind, tüftelt einen Racheplan für Remy Ex aus. Der Beginn einer Freundschaft, die anfangs normal wirkt und sich doch ziemlich schnell in eine toxische Richtung entwickelt. Die Darstellung dieser "Freundschaft" hat mir unglaublich gut gefallen. Anfangs wirkt die Freundschaft vielleicht manchmal etwas komisch, aber doch normal. Und die Entwicklung zum Toxischen geschieht sehr schleichend, fast unbemerkt. Remy ist dabei jedoch nicht naiv. Sie hinterfragt Dinge, gerade auch nachdem sie Jack kennengelernt hat. Doch da sie als Einzige von Elise’ Geheimnis (häusliche Gewalt) weiß, lässt sie ihr vieles durchgehen, gerade auch aus dem Grund heraus, dass Elise möglichst wenig zu Hause sein möchte. Ich konnte dabei Remys Gedankengänge und daraus resultierende Handlungen stets nachvollziehen. 

Was das Buch für mich besonders gemacht hat, war Sarah Lyus fantastischer Schreibstil. Immer wieder baut sie Vergleiche und Symbole ein, die nicht nur absolut passend sind, sondern sich auch durch das ganze Buch hindurch ziehen. Elise’ Lieblingsfilm beispielsweise ist Kill Bill und die Braut, wie eben erwähnt, ihr Vorbild. Um dieses Motiv wird viel aufgebaut und es findet immer wieder Erwähnung. Auch die ständigen Streitereien Remys Eltern werden auf interessante Weise später auch mit Elise’ und Remys Freundschaft verbunden und Vergleiche zwischen der Freundschaft und der Liebe der Eltern gezogen. Wenn ich nicht vergessen hätte, sie mir zu markieren, würde ich euch hier an dieser Stelle gerne Zitate zeigen. Es waren wirklich einige schöne Passagen in dem Buch vorhanden.


FAZIT


Ein Buch, das anders war, als ich erwartet hatte, und das mir doch sehr gut gefallen hat. Der Anfang zieht sich leicht, gerade da man durch den Klappentext etwas verwirrt ist, aber die zweite Hälfte ist durchweg spannend. Die toxische Freundschaft war unglaublich gut beschrieben und auch die kaputten Familien waren realistisch dargestellt. Hinzu kommt ein wundervoller Schreibstil, der viele Motive und Symbole einbaut und wieder aufgreift. Ein durchaus realistisches Buch mit einer wirklich nachvollziehbar handelnden Protagonistin, die mir zudem sehr sympathisch war. Definitiv empfehlenswert!

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