[Rezension] Die Worte der weißen Königin - Antonia Michaelis

Anna | Mittwoch, 30. September 2015



DIE WORTE DER WEISSEN KÖNIGIN
Deutsche Ausgabe
Seiten: 272
Erschienen: August 2011
Gebunden: 14,95€
Taschenbuch: 7,99€
Band: Einzelband




   KLAPPENTEXT

Niemanden beneidet Lion mehr als die Seeadler, wenn er sie beobachtet, wie sie hoch am Himmel kreisen, so frei und glücklich. Bei ihm zu Hause in dem Dorf an der Ostsee gibt es nicht viel, auf das man neidisch sein könnte. Immer häufiger verwandelt sein Vater sich im Alkoholrausch in den gewalttätigen schwarzen König, der Lion misshandelt. Als er es nicht mehr aushält, flüchtet Lion in den Wald zu den Adlern. Doch das Leben dort ist hart und immer wieder denkt Lion an die weiße Königin, die alte Frau, die ihm einst so wunderbar vorgelesen hat. Durch sie hat er den Zauber der Worte, ihre Wärme und Kraft entdeckt …

COVER

Ich liebe die Cover zu Antonia Michaelis Romanen! Oetinger hat es einfach drauf. Auch dieses Cover passt wieder so gut zu der Geschichte. Und nimmt man den Schutzumschlag ab, hat man das gleiche Bild, nur ist der Junge im Baum verschwunden. Genial!

MEINE MEINUNG

Die Geschichte von Lion, den die Seeadler an der Ostseeküste faszinieren, und der die Worte der alten Dame, die ihm vorgelesen hat, sucht und dabei vor seinem Vater, der ihn schlägt, wegläuft, klang für mich zu Beginn wieder sehr gut und ich habe mich auf ein weiteres Meisterwerk von Antonia Michaelis gefreut.

Und gleich zu Beginn fällt einem wieder ihr grandioser Schreibstil auf. Gespickt mit tausend Symbolen und Metaphern und dabei so märchenhaft, ist er einfach immer wieder fantastisch zu lesen! Dabei schafft sie es sehr gut, trotzdem aus der Sicht eines 10-jährigen Jungen zu schreiben. Sehr gut gefallen haben mir die Gegensätze „weiße Königin“ und „schwarzer König“, denn sie vermitteln einfach so viel!

Zum Verlauf der Geschichte muss ich leider sagen, dass mir der Anfang ziemlich gut gefallen hat, der Mittelteil leider ein paar Längen hatte und zudem irgendwie merkwürdig war, das Ende dafür aber echt genial war.

Zu Beginn lernt man Lion, seinen Vater und Lions Faszination für Worte und die Seeadler kennen. Lion ist einem sofort sympathisch und seine ganze Handlungsweise ist dem eines 10-jährigen angemessen. Man fiebert mit ihm mit, möchte ihm helfen, wenn sein Vater ihn misshandelt und freut sich mit ihm, wenn es Lichtblicke gibt und er der alten Dame beim Vorlesen zuhört.

Doch dann liegt der Fokus immer mehr auf den Seeadlern, vor allem auf Lions gezähmten Seeadler Rikikikri, und auf dem Überleben im Wald und der Reise nach Berlin. Und ab da wurde es für mich leider etwas zu viel. Zu viel Seeadler (die mich irgendwann doch genervt haben) und eine zu langsam vorankommende Geschichte, die teilweise auch nur sehr schwer vorstellbar war, so dass ich mich doch etwas durchkämpfen musste. Lion handelte manchmal leider auch –für mich - nicht nachvollziehbar. Er hat die Angewohnheit immer wegzulaufen, wenn es schwierig wird und das ist vermutlich auch realistisch, aber irgendwie wollte es nicht so recht zu seinem ansonsten ziemlich vernünftigen Charakter passen. Ich habe nie verstanden, warum er mit dem Jungen mit dem MP3-Player nicht redet. Jedes Mal wollte ich Lion dazu drängen, gerade weil dieser Junge etwas zu wissen schien und relativ nett wirkte. Aber Lion ist immer weggelaufen.

Dann kam allerdings das Ende, in dem Lion und Rikikikri so viel durch machen müssen, bei dem ich wirklich auf jeder Seite mitgefiebert habe, bei dem ich unbedingt wollte, dass Lions Geschichte gut ausgeht, dass er in Berlin ankommt und die weiße Königin findet. Die Art und Weise, wie Antonia Michaelis das Buch beendet hat, ist einfach großartig. Ein sehr gutes und passendes Ende, das in einem noch einmal ziemlich viele Emotionen weckt. Hat mir sehr gefallen!


Wieder einmal ein gutes Buch von einer tollen Autorin. Allerdings muss man sich auf einen doch gewöhnungsbedürftigen Mittelteil einlassen, der halt auch ein paar Längen aufweist. Daher auch die "Abzüge". ;-) 

6/10

2 Kommentare:

  1. Mir ist der Mittelteil eigentlich gar nicht so negativ aufgefallen, zwar fehlte da so ein bisschen Action, aber die ist ja auch nicht immer zwangsweise notwendig. Lions Charaktermerkmale, die du als leicht störend aufgeführt hast, habe ich teils auf sein Alter und teils auf sein Bildungsniveau geschoben; zwar war er teilweise schon naiv, aber eben auch ein Kind. ^^
    Allerdings ist es wirklich nicht ganz leicht, mit den seltsamen Aspekten klarzukommen, auch wenn das mal wieder typisch Antonia Michaelis ist. Wie die Metaphern, die in diesem Buch SO TOLL sind. *o*
    Sowieso fand ich das ganze Buch relativ emotional. ^^ Und das Cover .... ♥

    Ganz liebe Grüße ^^

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    Antworten
    1. Oh ja, die Metaphern sind einfach genial! Und die Story an sich hat mir auch sehr gefallen. Nur ich kam halt irgendwie mit der Umsetzung nicht so ganz zurecht, was ja aber halt irgendwie ausschlaggebend ist, ob einem das Buch gefällt oder nicht. Wirklich schlecht fand ich das buch aber auch nicht. Es war einfach der Mittelteil, der mich genervt hat und ja. Generell war das ganze Buch ja total anders. Ich kenne kein Buch, was auch nur ansatzweise Ähnlichkeiten mit diesem hier hat. Man muss sich wohl einfach darauf einlassen, um an dem Buch gefallen zu finden. :)
      Geschrieben ist es natürlich wieder klasse :D

      Liebe Grüße zurück! :)

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